Als überzeugte Linke und lesbische Professorin verachtete ich Christen total. Und dann wurde ich selbst eine Christin. Der Name “Jesus” blieb mir immer in der Kehle stecken, ja er schnürte mir irgendwie die Kehle zu. Ganz gleich wie hartnäckig ich versuchte ihn irgendwie zu verstehen. Diejenigen die sich zu diesem Namen bekannten, erregten meinen Zorn und gleichzeitig auch mein Mitleid.
Als Universitätsprofessorin wurde ich auch den Studenten gegenüber ärgerlich, die sich gedrängt fühlten, mich immer wieder auf Jesus anzusprechen. Diese nervigen Christen schienen nach Möglichkeiten zu suchen, Bibelverse in unsere Gespräche einzustreuen. Leider mit dem traurigen Ergebnis, dass diese somit beendet waren. Dumm. Sinnlos. Bedrohlich. So dachte ich über Christen und ihren Gott Jesus.
Als Professorin für Englisch und Frauenforschung war ich auf bestem Weg, richtig radikal darin zu werden, Moral, Gerechtigkeit und Mitgefühl zu fordern. Dabei war ich auch noch eine glühende Anhängerin der Philososphien von Freud, Hegel, Marx und Darwin. Außerdem hatte ich noch den tiefen Wunsch im Herzen, den Schwachen dieser Welt beizustehen. Moral war mir eben wichtig. Wahrscheinlich hätte ich (die Lehre) Jesus und (die) seine(r) Mitstreiter besser packen können, wenn sie nicht so von den christlichen Konservativen in unserem Land unterstützt worden wären.
Einer dieser Moralapostel und seine geistreiche Bemerkung im Jahr 1992 auf dem Republikanischen Parteitag brachte mich auf „hundertachtzig“. „Der Feminismus“, spöttelte er, „ermutigt Frauen ihre Männer zu verlassen, ihre Kinder umzubringen, Zauberei zu praktizieren, den Kapitalismus zu zerstören, und lesbisch zu werden.“ In der Tat. Der Gesamtumschlag von christlichen Glaubenssätzen, vermengt mit der republikanischen Politik, forderte meine volle Aufmerksamkeit.