„The Lord, He loves a rolling stone, leads him around through danger zones“ singt Roger McGuinn. „A rolling stone gathers no moss“ sagen die Amerikaner. „How does it feel to be on your own, with no direction home, like a complete unknown, like a rolling stone“ fragt Bob Dylan. Wer hat nun eigentlich recht? Wird ein Rolling Stone von irgendeinem Gott um Gefahrenzonen herummanövriert – oder ist ein Rolling Stone einsam, völlig unbekannt, der den Weg nach Hause längst nicht mehr kennt? Oder gilt einfach das amerikanische Sprichwort, dass ein rollender Stein kein Moos ansetzt – wie Keith Richards kürzlich sagte, dass er ohne Tourneen nicht leben könne, da er sonst „entweder zum Säufer oder zum Junkie würde, da er sonst nichts zu tun habe“?
Nun, wie dem auch sei, „Weg nach Hause“ oder nicht, die Stones sind jedenfalls alles andere als „complete unknown“ und wenn die von wüsten Rebellen zu Pop-Prinzen avancierten Altrocker diesen Sommer ihre Konzerte in Deutschland geben, wird sich diese Frage sowieso niemand stellen. 15- und 45jährige werden ihren Spaß haben, und kaum jemand wird in Mick Jagger „Everybody’s Lucifer“ (so der Titel einer Biographie von Anthony Scaduto) mehr sehen.
Und doch ist es noch nicht allzulange her, dass am 6.12.69 auf dem Altamont Speedway in Kalifornien der Rock und die Rolling Stones endgültig und definitiv gezeigt haben, welche Mordskräfte (im wahrsten Sinn des Wortes) sie freisetzen können. Jedem von uns ist bekannt, dass damals der 18jährige Farbige Meredith Smith unmittelbar vor der Bühne kaltblütig von Hell’s Angels ermordet wurde, während Mick Jagger gerade ‘Sympathy for the Devil’ sang. Aber das Free Festival von Altamont mit seinen mehr als 300 000 Besuchern war weit mehr als das, es war „insgesamt ein ungeheuerlicher blutiger Exzess der Rockertruppe ‘Höllenengel’, die vom Stones-Management als Ordner bestellt worden waren.