„Der Schutzhäftling Paul Schneider, z.Zt. im Arrest, legte am 28. August (1938) ein unglaubliches Verhalten an den Tag. Morgens, gegen 6.30 Uhr, bei der morgendlichen Meldung der Stärke des Schutzhaftlagers an mich, öffnete Schneider plötzlich sein Zellenfenster, kletterte in seiner Zelle hoch, bis er Blickfeld zu den angetretenen Häftlingen bekam. Mit lauter Stimme predigte Schneider etwa zwei Minuten zu den angetretenen Häftlingen. Meinem Befehl, sofort seine Predigt abzubrechen, beachtete er in keiner Weise. Darauf gab ich dem Arrestverwalter den Befehl, Schneider mit Gewalt von dem Fenster wegzubringen.“
Ostersonntag: Der Pfarrer Paul Schneider predigt mit lauter Stimme von seinem Fenster aus auf den Gefängnishof, bevor er von den Wärtern gewaltsam davon abgebracht wird. Ihm ging es nicht um sein eigenes Leben, er hatte die vom Tod bedrohten Mithäftlinge im Auge: „So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ (Johannes 11,25). So lautet Schneiders Botschaft an diesem Tag.
Seit April 1938 gibt Paul Schneider diese gute Nachricht im Konzentrationslager Buchenwald weiter, bis er durch Schläge zum Aufhören gezwungen wird. Einem Kameraden sagt er: „Ich weiß, warum ich hier bin“. Und das angesichts Einzelarrest, Postsperre, Essensentzug und Folter! Mehrere Male verbringt er rund 14 Tage gefesselt an eine Dampfheizung. Auch angesichts Gefangenschaft in einer Zelle ohne Licht und Schlafmöglichkeiten, die Leidensschreie aus den nebenanliegenden Zimmern mithörend hält er an seinem Gott und Erlöser fest, denn „es darf ja nicht schwerer kommen, als wir tragen können, diese Zusage haben wir. Für alles auch für unser eigenes Reifen und Wachsen, weiß Gott allein die rechte Zeit.“